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Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen

Elf Bürgerinnen und Bürger werden am 28. Juni 2021 von Armin Laschet mit dem Verdienstorden des Lanfes Nordrhein- Westfalen ausgezeichnet

Die Verleihung fand – zum ersten Mal in diesem Jahr in Präsenz – im Schloss Eller in Düsseldorf statt. Mit dem Orden ehrt die Landesregierung traditionell ehrenamtlich besonders engagierte Bürgerinnen und Bürger für ihre herausragenden Verdienste um das Gemeinwohl und um das Land Nordrhein-Westfalen.

 
Ministerpräsident Armin Laschet: „Die Persönlichkeiten, die wir heute mit dem Landesverdienstorden auszeichnen, stehen für einen herausragenden Einsatz für unsere Gesellschaft und für unser Land. Den Preisträgerinnen und Preisträgern gebührt Dank für das leidenschaftliche Engagement und die entgegenbrachte Zeit für das Wohl ihrer Mitmenschen. Diese elf Frauen und Männer aus Nordrhein-Westfalen stärken mit ihren Leistungen den Zusammenhalt unseres Landes. Ihr beeindruckendes Engagament und Handeln haben Vorbildfunktion und ermutigen jeden Einzelnen mitanzupacken. Sie machen Nordrhein-Westfalen stolz.“
 
Über den Landesverdienstorden
Der Verdienstorden des Landes ist eine der höchsten Auszeichnungen und wurde 1986 aus Anlass des 40. Geburtstages des Landes Nordrhein-Westfalen vom damaligen Ministerpräsidenten Johannes Rau gestiftet. Als Anerkennung ihrer außerordentlichen Verdienste für die Allgemeinheit wird er an besonders engagierte Persönlichkeiten verliehen.
 
 
Ausgezeichnet mit dem Landesverdienstorden am 28. Juni 2021 wurden:

Otmar Alt, Hamm
Als international bekannter Künstler hat Otmar Alt sich neben vielfältigem sozialem Engagement insbesondere mit seiner eigenen Stiftung um die Förderung junger Künstlerinnen und Künstler verdient gemacht.

Dr. Raghilt Berve, Bonn
Dr. Berve war von 1990 bis 1998 Regierungspräsidentin von Arnsberg und damit bundesweit die erste Frau, die ein solches Amt bekleidet hat. Sie hat sich in ihrem Amt um Nordrhein-Westfalen sehr verdient gemacht.

Nazan Eckes, Köln
Die Fernsehmoderatorin und Publizistin ist Tochter türkischer Einwanderer und engagiert sich seit vielen Jahren in zahlreichen Verbänden, Initiativen und Projekten. Sie setzt sich für bessere Bildungschancen von Kindern und jungen Menschen sowie für Flüchtlingsfamilien und die Vorsorge von Krebserkrankungen ein.

Ursula und Heribert Hölz, Neukirchen-Vluyn
Seit den 90er-Jahren unterstützt das Ehepaar hilfsbedürftige Menschen und verschiedene Projekte in Bosnien. Bisher konnten Ursula und Heribert Hölz mehr als 1,5 Millionen Euro Spendengelder sammeln und organisieren weiterhin Hilfstransporte.

Hildegard Miedel, Meerbusch
Die Tierschützerin gründete 1982 den Streichelzoo „Arche Noah“, in dem Kinder und Jugendliche den Umgang mit Tieren lernen können. Für jugendliche Straftäter besteht dort die Möglichkeit, ihre Arbeitsstunden abzuleisten. Inzwischen haben einige von ihnen eine Festanstellung bekommen.

Prof. André Sebald, Königswinter
Seit 30 Jahren engagiert sich der Hochschuldozent ehrenamtlich für die musikalische Bildung junger Menschen. Der Vizepräsident des Landesmusikrates NRW sowie stellvertretende Vorsitzende des Landesausschusses „Jugend musiziert“ engagiert sich besonders erfolgreich im und für das Landesjugendorchester NRW.

Hanna Sperling, Dortmund
Hanna Sperling ist 1952 in Tel Aviv geboren und war von 1994 bis 2019 Vorsitzende des Landesverbandes der Jüdischen Gemeinden von Westfalen-Lippe. In dieser Funktion und vielen anderen Ämtern hat sie sich insbesondere um die Integration jüdischer Zuwanderinnen und Zuwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion verdient gemacht.

Prof. Dr. Ernst Ulrich von Weizsäcker, Emmendingen
Der Wissenschaftler und Ehrenpräsident des Club of Rome ist seit Jahrzehnen international geschätzter Experte im Bereich Umwelt- und Klimaschutz. Unter anderem war er Gründungspräsident des „Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie“.

Dr. Walter Wübben, Köln
Um sozial benachteiligten Kindern eine bessere Zukunft und faire Bildungschancen zu ermöglichen, gründete Dr. Wübben die nach ihm benannte Stiftung, die auf vielfältige Weise und mit großzügiger finanzieller Ausstattung die Bildungslandschaft Nordrhein-Westfalens bereichert.

Prof. Dr. Ernst-Andreas Ziegler, Wuppertal

Der Initiator mehrerer Städtepartnerschaften zwischen Wuppertal und Städten in Israel und jenseits des damaligen „Eisernen Vorhangs“ hat sich durch sein langjähriges soziales Engagement und vor allem als Gründer der bundesweit einmaligen Junior-Uni in Wuppertal verdient gemacht. Vor allem Mädchen und junge Frauen werden hier für Naturwissenschaften begeistert.

 

Die Laudationes an die neuen Ordensträgerinnen und Ordensträger im Wortlaut:

 

Es gilt das gesprochene Wort.

 

Otmar Alt aus Hamm

„Kunst, die man erklären muss, ist langweilig“ – das ist der Leitgedanke eines Malers, Grafikers, Designers und Bildhauers, dessen Werk man niemandem erklären muss: Otmar Alt.

Langweilig sind weder er noch seine Kunstwerke. So vielseitig sein Schaffen ist, so wenig lässt Otmar Alt sich einer bestimmten Kunstrichtung zuordnen. Typisch aber ist seine Vorliebe für leuchtende, intensive Farben, für klare Formen und Konturen. Otmar Alt ist ein Künstler mit unverwechselbarer Bildsprache, Formenwitz und großer Experimentierfreude. Ob Gemälde, Grafik, Plastik oder Skulptur – erklärt werden muss hier nichts.

Otmar Alts Kunst ist nicht elitär. Für ihn darf Kunst populär und erschwinglich sein, für jedermann zugänglich, unabhängig von Alter und Bildung. Auch hat er keine Berührungsängste, was die Gegenstände angeht, die er zu Kunstwerken gestaltet.

Und obwohl er alles andere als ein Konformist ist, sind bereits seine ersten Ausstellungen Ende der 1960er-Jahre sehr erfolgreich.

Auf der Suche nach künstlerischen Herausforderungen beschränkt sich Otmar Alt nicht auf Malerei und Grafik, sondern dringt auch in die Randbereiche künstlerischer Arbeit vor. Er gestaltet hochwertiges Geschirr, Fassaden, Fenster, er stattet Theaterstücke aus und gestaltet Bühnenbilder. Ihm ist es wichtig, seine Kunst zu den Menschen zu bringen. Deshalb sind seine Werke nicht nur in großen Museen präsent, sondern stehen auch an öffentlichen Orten.

 

Otmar Alt ist nicht nur ein großartiger Künstler, sondern auch Mäzen, Förderer des künstlerischen Nachwuchses und ein wahrer Menschenfreund. Junge talentierte Künstlerinnen und Künstler aus dem Bereich der bildenden Kunst fördert er mit Stipendien und Ausstellungen. 1991 gründet er die gemeinnützige Otmar-Alt-Stiftung in Hamm-Norddinker, wo der Künstler auch selber lebt.

 

Hier, auf einem Areal von rund 10.000 Quadratmetern, gibt es neben einem Atelier für die Stipendiaten Aufenthalts- und Ausstellungsräume und einen großen Skulpturengarten. Auf dem Gelände stellt Otmar Alt nicht nur seine eigenen, sondern auch die Werke anderer Künstler aus. Dank der Stipendien der Stiftung können die jungen Talente sechs Monate lang unter dem Dach der Stiftung wohnen und arbeiten, dann werden ihre Werke der Öffentlichkeit präsentiert. Auch Lesungen oder Konzerte finden in den Räumlichkeiten der Otmar-Alt-Stiftung statt. Zusammen mit dem „Freundeskreis der Otmar-Alt-Stiftung“, dessen Ehrenamtliche und Förderer die Stiftung unterstützen, gelingt es Otmar Alt immer wieder, andere für seine Ideen zu gewinnen.

 

Ebenso wenig, wie seine Kunst in elitären Zirkeln gezeigt wird, zieht sich Otmar Alt in seine Enklave zurück. Im Gegenteil: Sein großes Herz für die Schwächsten in unserer Gesellschaft spiegelt sich in einer Vielzahl sozialer Projekte wider. Sein Einsatz für Benachteiligte und für Kinder, bei Workshops und Ferienfreizeiten oder sogar im Kinderhospiz sind für ihn seit langem Herzensangelegenheiten. Immer wieder beteiligt er sich an Aktionen für den guten Zweck und zeigt sein großes Engagement für den Zusammenhalt unserer Gesellschaft.

Lieber Herr Alt, Sie sind ein besonderer Künstler und ein ganz besonderer Mensch. Heute ist es mir eine große Freude, Sie mit einer ganz besonderen Auszeichnung zu ehren: dem Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen.

 

Dr. Raghilt Berve aus Bonn

Auch wenn es in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland schon früh Bundes- und Landesministerinnen gab und mit Rita Süssmuth bereits in den 1980er-Jahren eine Bundestagspräsidentin, ist es 1990 eine kleine Sensation, als in Nordrhein-Westfalen eine Frau Regierungspräsidentin wird. Sie ist die erste Frau an der Spitze einer solchen Behörde in ganz Deutschland. Ihr Name: Raghilt Berve. Bis zu ihrer Pensionierung leitet sie den großen Regierungsbezirk Arnsberg.

Die promovierte Architektin und engagierte Raumplanerin Raghilt Berve absolviert zuvor eine beeindruckende berufliche Laufbahn: Sie arbeitet in Essen und in Kopenhagen im Hochbau, ist beteiligt an verschiedenen Landesentwicklungsplänen, übernimmt als erste Frau die Abteilung „Regionalplanung“ der Bezirksregierung Düsseldorf und wird Leitende Ministerialrätin im damaligen Ministerium für Stadtentwicklung, Wohnen und Verkehr.

In dieser Funktion hat sie außerdem maßgeblichen Anteil an der mittlerweile gesetzlich vorgeschriebenen Förderung von Frauen in Nordrhein-Westfalen und an der Einrichtung der Regionalstellen „Frau und Beruf“. Damit bringt sie die Gleichstellung von Frauen und Männern voran.

Ihren Regierungsstil prägt der Grundsatz „Führen über Ziele“. In enger Zusammenarbeit mit ihren leitenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern werden für die Behörde Jahresziele formuliert und verbindlich festgelegt. Ein Leitbild für eine Behörde – auch das war damals eine Innovation.

Als Regierungspräsidentin ist Raghilt Berve die vertrauensvolle Zusammenarbeit mit den Kommunen ein besonderes Anliegen. Gesagt, getan: Sie besucht zwei Jahre lang sämtliche 83 Städte und Gemeinden des Regierungsbezirks Arnsberg persönlich. Vor Ort trifft sie mit Menschen aus Politik und Verwaltung zusammen und besucht zahlreiche ortsansässige Unternehmen.

 

Einen zweiten Schwerpunkt setzt die Regierungspräsidentin mit der Förderung der heimischen Wirtschaft, was einige Jahre später im Projekt „Sauerland Initiativ“ mündet. Hierin schlossen sich namhafte Unternehmen zusammen, um die Innovationskraft und die Zukunftsfähigkeit der Wirtschaftsregion Sauerland zu steigern. Daraus ist eine wahre Erfolgsgeschichte geworden. Bis heute gehört Raghilt Berve „Sauerland Initiativ“ an.

 

Liebe Frau Berve, als erste Regierungspräsidentin in Nordrhein-Westfalen haben Sie auf vielen Feldern Pionierarbeit geleistet. Sie haben Mut und Weitsicht bewiesen und ein gutes Stück dazu beigetragen, dass der Regierungsbezirk Arnsberg heute so gut dasteht – und dass zu seinen vielen Traditionen eine weitere hinzugekommen ist: der gute Draht zwischen der Verwaltung und den Bürgern. Ich danke Ihnen heute mit dem Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen.

 

Nazan Eckes aus Köln

Nazan Eckes hätte als vielbeschäftigte TV-Moderatorin und Mutter gute Gründe, sich rundherum ausgelastet zu fühlen und die rare Freizeit zu genießen. Doch so ist Nazan Eckes nicht. Wenn es darauf ankommt, findet sie die Zeit, sich in zahlreichen sozialen Projekten zu engagieren.

Nazan Eckes wird 1976 in Köln als Tochter türkischer Einwanderer geboren. Hier wächst sie auf. Nach Abitur und beruflichen Stationen beim Musiksender VIVA und einer türkischen Zeitung geht sie im Jahre 1999 zum Fernsehsender RTL. Dort ist sie bis heute. Sendungen und Magazine wie „RTL II News“, „Exclusiv“, „Life“ und natürlich „Let’s dance“ und „Deutschland sucht den Superstar“ machen sie bei einem Millionenpublikum bekannt.

Ihre wachsende Popularität nutzt Nazan Eckes, um Kindern und jungen Menschen zu helfen.

Sie ist überzeugt, dass gerade Kinder und Jugendliche nicht genug Aufmerksamkeit, Zuwendung und Fürsorge bekommen können, dass ihre Talente so früh wie möglich entdeckt und gefördert werden müssen. Hierfür engagiert sie sich als Botschafterin der Kölner Initiative „Lobby für Pänz“.

Hier hat auch ihr Einsatz für geflüchtete Menschen seinen Anfang, speziell bei den Kölner Johannitern. Sie führt viele persönliche Gespräche mit Geflüchteten. Sie spendet, was dringend benötigt wird.

Und 2015 gehört sie zu jenen, die die ersten Flüchtlinge am Dortmunder Hauptbahnhof willkommen heißen. Das wird ihr nicht nur Sympathien eingebracht haben. Später berichtet sie über das Elend im Flüchtlingslager Moria.

Seit 15 Jahren ist Nazan Eckes Botschafterin des SOS-Kinderdorf e.V. und engagiert sich speziell im Bildungszentrum in Düsseldorf.

 

Aus eigener Erfahrung weiß sie, dass Kinder, so sagt sie es selber, nur dann eine echte Chance im Leben haben, wenn sie eine fundierte Schul- und Berufsausbildung absolvieren. Die Kinder wachsen ihr mit der Zeit so ans Herz, dass sie sie zu sich ins RTL-Studio einlädt.

Außerdem moderiert sie große Veranstaltungen des SOS-Kinderdorf e.V. und setzt auch hier ihre Popularität ein, um für eine gute Sache zu werben und Spenden zu sammeln. Dazu sagt sie selber: „Ich hatte sehr viel Glück im Leben und versuche, dieses Glück in irgendeiner Form auch weiterzugeben.“

 

Das ist ein wunderbares Motto für all das, was Nazan Eckes an verschiedenen Stellen mit großem Erfolg und weithin sichtbar tut. Sie ist Lesebotschafterin der Stiftung Lesen und liest Kindern regelmäßig beim jährlichen bundesweiten Vorlesetag vor, produziert TV-Clips, um für das Lesen zu werben, und überzeugt einen großen Kosmetikhersteller, ein Projekt der Stiftung Lesen für geflüchtete Familien finanziell zu unterstützen.

Auch das Bundesprogramm „Stark im Beruf – Mütter mit Migrationshintergrund steigen ein“, das eingewanderten Frauen dabei hilft, beruflich in Deutschland Fuß zu fassen, findet in Nazan Eckes eine engagierte Botschafterin, und seit zehn Jahren kann die „DKMS Stiftung Leben Spenden“ auf die Energie und die Überzeugungskraft ihrer prominenten Unterstützerin beim Kampf gegen Blutkrebs bauen. Ihrer Schirmherrschaft über das Kölner Ronald McDonald Haus lässt sie Taten folgen, die sich für den Verein Oase in Köln im wahrsten Sinne des Wortes auszahlen.

Liebe Frau Eckes, trotz dieser beeindruckenden Zahl bleibt der Eindruck: Die Liste war nicht vollständig. Aber schon sie allein zeigt Ihre herausragenden Verdienste um unser Land, um seine Gesellschaft und besonders um seine Kinder. Dafür darf ich Ihnen heute den Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen überreichen. Herzlichen Glückwunsch!



Ursula und Heribert Hölz aus Neukirchen-Vluyn

Zwischen 1992 bis 1995 wütete in Bosnien und Herzegowina ein grausamer Bürgerkrieg. Auch hierzulande wird niemand die Bilder dieses Krieges vergessen, die zerstörten Städte, die getöteten Menschen, die Flüchtlingstrecks, die Frauen, Männer und Kinder, die um ihre Liebsten trauern.

Der Krieg liegt nun über ein Vierteljahrhundert zurück. Aber er ist nicht Geschichte. Er hat tiefe Spuren hinterlassen, in den Köpfen der Menschen und ganz unmittelbar in ihrem Alltag. Und all das im Südosten Europas, einem Kontinent, der Krieg und Massenmord nach 1945 überwunden zu haben glaubte. Dieser Traum von Europa wurde damals auf grausame Weise von der Wirklichkeit eingeholt.

 

Ursula und Heribert Hölz gehören nach dem Ende des Krieges im ehemaligen Jugoslawien zu den ersten, die diesem Elend nicht tatenlos zusehen können.

Schon Anfang der 1990er-Jahre baut Heribert Hölz eine Hilfsorganisation für die notleidende Bevölkerung im heutigen Bosnien und Herzegowina auf. Was er zunächst als Mitarbeiter des Caritasverbandes beginnt, setzt er später in seiner Freizeit und dann selbst noch im Ruhestand fort. Dabei wird er tatkräftig von seiner Ehefrau Ursula unterstützt.

In ganz Deutschland sammeln sie Sach- und Geldspenden. Dann werden Lastwagen mit Hilfsgütern beladen und in den Balkan gebracht. Tonnenweise werden so Textilien, Lebensmittel, Medikamente, Elektroartikel, Möbel und Baumaterialien verschickt. Mehr als zehn Jahre lang führt Heribert Hölz die Fahrten nach Bosnien sogar persönlich durch.

Ursula Hölz hat eine ungewöhnliche Idee, um Gelder zu sammeln. Bereits seit Jahren verkauft sie selbstgemachte Marmelade für den guten Zweck. Aus gespendetem Obst, das sie oft gemeinsam mit ihrem Team pflückt, kocht sie zusammen mit anderen mehrere Tausend Gläser Marmelade pro Jahr.

Der Verkaufserlös von mehr als 15.000 Euro reicht aus, um davon in der bosnischen Stadt Zenica dauerhaft eine Suppenküche zu finanzieren. Unterstützt werden auch Schulen, Kindergärten, Einrichtungen der Alten- und Krankenhilfe und zahlreiche kinderreiche Familien.

Aber auch Hilfe zur Selbsthilfe leisten die Eheleute Hölz. Sie kaufen Schafe und verschenken sie an bosnische Kleinbauern, sodass eine Zucht entstehen kann, die Wolle und Milch liefert. Schulkinder in Deutschland können Patenschaften für die Tiere übernehmen. Zugleich entstehen Kleinbauerngenossenschaften und eine Obstplantage. Bis heute haben Ursula und Heribert Hölz hervorragende Kontakte in Bosnien. So können sie sicher sein, dass die Spenden genau da ankommen, wo sie gebraucht werden.

Die Dankbarkeit und Herzlichkeit, die sie immer wieder erfahren, entschädigt sie für die großen Mühen, die sie auf sich nehmen. Auch wenn beide schon im fortgeschrittenen Alter sind: An ein Ende ihrer Bosnien-Hilfe ist für sie nicht zu denken.

Liebe Eheleute Hölz, seit fast 30 Jahren leisten Sie Vorbildliches für Menschen in größter Not, und das über so manche Grenzen hinweg, nicht nur über Landesgrenzen. So hat die von Ihnen gesammelte Spendensumme längst die Millionengrenze überschritten.

Mit Ihrer Hilfe, die allen Menschen vor Ort zugutekommt, unabhängig von Religion und Volksgruppenzugehörigkeit, gelten Sie als Brückenbauer in der Krisenregion. Mit Ihrer Bosnien-Hilfe sind Sie längst zu Brückenbauern in und für Europa geworden. Sie helfen dabei mit, eine Vision von Papst Franziskus Wirklichkeit werden zu lassen: ein Europa der Solidarität und der Geschwisterlichkeit. Oder in anderen Worten: ein Europa der Mitmenschlichkeit und Nächstenliebe. Dafür danke ich Ihnen mit dem Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen.

 

Hildegard Miedel aus Meerbusch

Als wir vor zwei Jahren den 70. Jahrestag unseres Grundgesetzes gefeiert haben, ging eine der größten Änderungen unserer Verfassung bei aller Freude über die Stabilität unserer parlamentarischen Demokratie, die Verlässlichkeit unseres Rechtsstaats und über den Schutz der Grundrechte und der Menschenwürde etwas unter: nämlich der Tierschutz.

Er steht erst seit dem August 2002 im Grundgesetz. Damals, da bin ich sicher, freute sich eine engagierte Tierschützerin aus Meerbusch ganz besonders darüber: Hildegard Miedel.

Hildegard Miedel gründet in den achtziger Jahren einen Streichelzoo für Kinder, der sich auch um ausgestoßene und vernachlässigte Tiere kümmert. Hieraus entwickelt sich nach vielen Jahren mühevoller Arbeit ihr Lebenswerk, die ‚Arche Noah – Tierpark und Jugendfarm‘ in Meerbusch.

 

Aus einem kleinen Gelände mit einem Pony und einigen Kaninchen haben Sie, liebe Frau Miedel, eine heute ca. 6.000 Quadratmeter große Farm geschaffen. Unter anderem haben hier Ponys, Esel, Schafe, Ziegen, Schweine und Kaninchen ein neues Zuhause gefunden.

Hildegard Miedel erweitert den Streichelzoo um Spielbereiche mit Schaukeln, Rutschen, Karussells und eine Ponyreitbahn, die sich zusammen mit den Tiergehegen, Volieren und Teichanlagen mit Brücken und Stegen in das liebevoll gestaltete Gelände einpassen.

Sie versteht es, Kinder, Jugendliche und Erwachsene in ihre Arbeit einzubeziehen. Sie lernen nicht nur den verantwortungsvollen Umgang mit Tieren – sie lernen auch, Konflikte gemeinsam zu lösen und Verantwortung zu übernehmen. Zugleich kümmert sich Hildegard Miedel immer wieder auch vorbildlich um straffällig gewordene Jugendliche, die zur Ableistung von Arbeitsstunden verurteilt wurden.

 

Dank ihres besonderen Einfühlungs-vermögens findet Hildegard Miedel Zugang zu diesen jungen Menschen, baut Vertrauen auf und bindet sie in die Arbeit der „Arche Noah“ ein. Mit großem Engagement setzt sie alles daran, jedem der oftmals schwierigen Jugendlichen eine Chance zur Resozialisierung zu bieten. Diese Mühen münden 1991 darin, dass der Streichelzoo als freier Träger der Jugendhilfe anerkannt wird und seitdem an dem Projekt „Arbeit statt Sozialhilfe“ teilnimmt. Und das mit sichtbarem Erfolg: Einige ihrer Schützlinge gehören inzwischen fest zum Mitarbeiterstab des Streichelzoos.

Liebe Frau Miedel, Sie wurden unter anderem im Jahre 2013 als engagierte Tierschützerin mit dem Deutschen Tierschutzpreis geehrt. Heute überreiche ich Ihnen mit Freude den Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen.

 

Professor André Sebald aus Königswinter

Viele unter uns erinnern sich bestimmt noch an frühere große Samstags-Abend-Shows wie „Musik ist Trumpf“ mit dem unvergesslichen Peter Frankenfeld. Diese Show wurde ihrem Namen wirklich gerecht, und ihr Titel beschreibt ziemlich präzise das Leben und das Wirken des Vollblut-Musikers André Sebald, beruflich wie ehrenamtlich.

Denn ein Profi ist er allemal. Nach seinem Studium in Hamburg mit dem Schwerpunkt Querflöte beginnt er seine Laufbahn als Berufsmusiker in den siebziger Jahren bei den Hamburger Symphonikern. 40 Jahre ist er dann der Solo-Flötist im Kölner Gürzenich-Orchester und in dieser Zeit mehrere Jahre lang Mitglied im Orchester der Bayreuther Festspiele.

Zugleich ist André Sebald Hochschuldozent mit Lehraufträgen an der Folkwang-Hochschule Essen und an der Robert-Schumann Hochschule Düsseldorf.

 

Und weil ihm die Ausbildung junger Talente ganz besonders am Herzen liegt, engagiert er sich über Jahrzehnte hinweg ehrenamtlich als Dozent in zahlreichen Orchestern in ganz unterschiedlichen Funktionen: als Dozent für die Holzbläser, im künstlerischen Beirat für die Auswahl der Programme und in der Dirigentenberatung in allen künstlerischen Fragen, auch im Beirat des Kammermusikzentrums NRW.

Dabei liegt ihm das Landesjugendorchester NRW ganz besonders am Herzen. Und wer es einmal hat spielen sehen und hören können, ob in großer Besetzung oder in kleineren Formationen, der ahnt, was André Sebald auch ehrenamtlich getan hat und was er hier bis heute leistet.

Denn auch seine Ehrenämter, zum Beispiel als Vizepräsident des Landesmusikrats oder als stellvertretender Vorsitzender des Landesausschusses „Jugend musiziert“, sind von dem festen Willen bestimmt, den künstlerischen Nachwuchs zu fördern.

So nimmt André Sebald sämtliche Probespiele für alle Holzbläser beim Landesjugend­orchester und für die Junge Bläser­philharmonie NRW ab und fungiert als Juror in Wettbewerben und als Leiter von Meisterkursen.

Als wäre all das nicht schon genug Engagement, dirigiert André Sebald auch noch ein Laienorchester in seiner Heimatstadt, die „Sinfonia Königswinter“, die wegen ihres hohen Spielniveaus weit über Stadt und Region hinaus hohes Ansehen genießt.

 

Bei allem, was André Sebald ganz konkret und an ganz unterschiedlichen Stellen tut und auf den Weg bringt, ist es ihm besonders wichtig, dass vor allem junge Menschen Zugang zu musikalischer Bildung bekommen und ihr Talent gefördert wird, sei es in einem Ensemble oder bei der Aufnahme eines Studiums. Breiten- und Bestenförderung sind für ihn keine Gegensätze. Beides gehört zusammen und ergänzt einander, schließlich trägt beides zur musikalischen Bildung bei.

Lieber Herr Sebald, Sie sind im besten Sinne des Wortes ein Vorbild für unsere Gesellschaft, ein Mensch, der zeigt, wie wichtig und wie wertvoll es ist, sein Wissen, seine Fähigkeiten, sein pädagogisches Geschick und seine Energie an andere weiterzugeben. Als Dank und Anerkennung für Ihr herausragendes Engagement verleihe ich Ihnen den Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen.

 

Hanna Sperling aus Dortmund

Hanna Sperling wird in Tel Aviv geboren und kommt 1956 als Vierjährige nach Deutschland. In Bochum studiert sie Medizin. 1985 zieht sie von Münster nach Dortmund. Von hier aus wird sie sich über Jahrzehnte hinweg um die jüdische Gemeinschaft in Nordrhein-Westfalen und um das jüdische Leben in ganz Deutschland verdient machen.

Im Mittelpunkt stehen hier ihre Aktivitäten für die große Jüdische Gemeinde in Dortmund und ganz besonders für den Landesverband der Jüdischen Gemeinden von Westfalen-Lippe. Ihm steht sie nicht weniger als 25 Jahre, von 1994 bis 2019, vor. Ausgestattet mit viel diplomatischem Fingerspitzengefühl und großer Integrationskraft, dabei stets selbstbewusst mit klaren Positionen in der Sache, kümmert sie sich besonders intensiv um die jüdischen Zuwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion.

 

Sie sollen eine neue Heimat in den Jüdischen Gemeinden und in unserer Gesellschaft finden, die vielen natürlich noch sehr fremd ist. Vor allem in den Jahren von 1986 bis 2006 stehen die jüdischen Gemeinden in Nordrhein-Westfalen vor dieser großen Herausforderung. Hanna Sperling nimmt sie beherzt an, mit viel Kreativität, Beharrlichkeit und Optimismus.

Das ist alles andere als einfach, müssen doch sprachliche und kulturelle Barrieren überwunden werden. Und auch die ganz unterschiedlichen Biografien und Lebenserfahrungen gerade der Älteren – hier in einer Demokratie, dort in einer Diktatur – müssen miteinander zu einem großen Ganzen, zu einer lebendigen Gemeinschaft verbunden werden.

Dabei zugleich die religiösen, sozialen, kulturellen und wirtschaftlichen Belange der mittlerweile zehn Gemeinden in Westfalen-Lippe zu wahren – das schafft Hanna Sperling auf beeindruckende Weise.

 

Ihrer Vermittlungskunst zwischen Alteingesessenen und Zugewanderten, zwischen liberalen und orthodoxen Juden ist es zu verdanken, dass dieses Zusammenwachsen im Landesverband der Jüdischen Gemeinden von Westfalen-Lippe gelingt. Der Verband wächst in den vergangenen rund 30 Jahren enorm: von rund 700 Mitgliedern in den westfälischen Gemeinden auf mittlerweile rund 7000. Dabei sind nicht weniger als neun von zehn Mitgliedern Zugewanderte und ihre Kinder. 15 Jahre lang ist Hanna Sperling Mitglied im Präsidium des Zentralrats der Juden in Deutschland und gestaltet dort vor allem das Kulturprogramm, mit dem jüdische Künstlerinnen und Künstler unterstützt und das kulturelle Angebot der jüdischen Gemeinden bereichert wird.

Auch für den christlich-jüdischen Dialog, auf den wir in Nordrhein-Westfalen so stolz sind, setzt sich Hanna Sperling im Vorstand der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit in Dortmund ein. Damit ist die enorme Fülle ihres vielfältigen Engagements längst nicht vollständig wiedergegeben. Über all dem steht ihr Eintreten gegen Antisemitismus und für eine starke jüdische Gemeinschaft – nicht nur in Westfalen, sondern in ganz Deutschland.

Das bleibt wichtig, gerade in dieser Zeit, wie wir immer wieder auf schmerzhafteste Weise erfahren müssen, in der der Antisemitismus mit all seinen hässlichen Gesichtern und Facetten wieder um sich greift. Der Kampf gegen ihn gehört zu den wichtigsten Traditionen in Nordrhein-Westfalen, und diesen Kampf werden wir mit allen Mitteln fortsetzen, gemeinsam mit engagierten Menschen wie Hanna Sperling.

Ihnen, liebe Frau Sperling, gebührt für Ihr jahrzehntelanges intensives Engagement unser Dank. Das Land Nordrhein-Westfalen dankt Ihnen heute mit großem Respekt mit seinem Verdienstorden.

 

Professor Dr. Dr. h. c. mult. Ernst Ulrich von Weizsäcker aus Emmendingen

Eine der großen Persönlichkeiten aus der berühmten Familie von Weizsäcker ist Ernst Ulrich von Weizsäcker, ein international renommierter Naturwissenschaftler, der sich schon sehr früh ganz dem Umwelt- und Klimaschutz verschrieben hat. Nach Studium und Promotion legt er an seinem Lehrstuhl für Biologie an der Universität-Gesamt­hochschule Essen den Grundstein für das spätere Studienfach „Umweltwissenschaften“.

Doch zunächst hält es ihn nicht in Nordrhein-Westfalen. Er wird Präsident der Universität Kassel, 1981 Direktor des UNO-Zentrums für Wissenschaft und Technologie in New York und nur drei Jahre später Direktor des Instituts für Europäische Umweltpolitik in Bonn.

Zurück in Nordrhein-Westfalen reizt ihn hier bald eine neue Aufgabe. Und so wird Ernst Ulrich von Weizsäcker 1991, also vor genau 30 Jahren, Gründungspräsident des „Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie“, das er bis zum Jahr 2000 leitet. Mag das Wort vom „Klimawandel“ vor 30 Jahren noch längst nicht in aller Munde gewesen sein: In Wuppertal liegt es sozusagen in der Luft.

 

Schon lange fordert Ernst Ulrich von Weizsäcker, die Ökosysteme zu entlasten und Ressourcen effizienter zu nutzen. Unter seiner Leitung werden in Wuppertal Konzepte wie der „Ökologische Rucksack“ entwickelt, der symbolisch und damit für jedermann nachvollziehbar darstellt, wie stark oder wie wenig ein bestimmtes Produkt bei Herstellung, Gebrauch und Entsorgung die Umwelt belastet.

Und so ist es auch seinem Gründer zu verdanken, dass das Wuppertal Institut heute als der führende „Thinktank“ für nachhaltige Entwicklung gilt. Auch in vielen nationalen und internationalen Gremien engagiert sich Ernst Ulrich von Weizsäcker.

 

Von 2012 bis 2018 ist er Co-Präsident des international renommierten „Club of Rome“, der in seinem Report „Global 2000“ auf die dramatischen Folgen der westlichen Wirtschaftsweise für unseren Planeten und die Menschheit hingewiesen hatte. Das war bereits 1980, also vor über 40 Jahren.

Als Mitglied des Deutschen Bundestages für die SPD bis 2005 sitzt Ernst Ulrich von Weizsäcker – wen überrascht es? – dem Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit vor. Seine berufliche Laufbahn beendet er als Dekan an der School of Environmental Science and Management an der Universität von Kalifornien. Heute noch ist er Honorarprofessor an der Universität Freiburg und Ehrenpräsident des Club of Rome.

 

Lieber Ernst Ulrich von Weizsäcker, sehr früh und sehr entschieden haben Sie auf die Bedeutung von Umweltschutz und Klimawandel für das Überleben der Menschheit hingewiesen. Sie sind international hochgeachtet.

Durch die aktuellen Entwicklungen überall auf dem blauen Planeten können Sie sich in Ihren Forschungen und Ihren Warnungen bestätigt fühlen – und gewiss wäre es auch Ihnen lieber, Sie hätten sich geirrt und Sie könnten Entwarnung geben. Dazu besteht kein Grund. Umso mehr müssen wir den Ehrgeiz haben, den Klimaschutz voranzutreiben. Wir in Nordrhein-Westfalen tun das mit ganzer Kraft.

 

Wir sind stolz, dass wir das auch auf Grundlage Ihrer Forschungen tun können und dass Sie uns ein Institut hinterlassen haben, das seit seiner Gründung dazu beträgt, der größten Herausforderung unserer Zeit, dem Klimawandel, entgegenzusteuern.

Als Ausdruck der besonderen Wertschätzung Ihres Wirkens verleihe ich Ihnen heute den Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen.

 

Dr. Walter Wübben aus Köln

In den vergangenen Monaten kam keine Rede ohne das Stichwort „Corona“ aus. Tatsächlich stellt diese Pandemie nicht nur unsere Wirtschaft, sondern mindestens ebenso unsere Gesellschaft vor enorme Herausforderungen. Das betrifft jeden Bereich, das betrifft jede Altersgruppe. Auch und ganz besonders unsere Kinder, die monatelang nicht zur Schule gehen konnten, die auf Distanzunterricht und auf Homeschooling angewiesen waren.

Und beides ist nicht überall gelungen. In diesen Monaten sind bei zahlreichen Schülerinnen und Schülern Bildungslücken aufgetreten, die nicht so schnell gefüllt werden können. Das wird noch viel Zeit und Kraft kosten.

Doch schon früher gab es sie, die Gruppen von Kindern und Jugendlichen, die auch bei der Bildung erheblich schlechtere Startchancen hatten als viele Altersgenossen. Dafür gab und dafür gibt es viele Gründe.

Aber immer dieselbe Folge: große Nachteile in der Schule, in der Ausbildung, im Beruf. Diese Nachteile vervielfachen sich von Lebensjahr zu Lebensjahr. Man könnte es auch auf folgende Gleichung bringen: Bildungschancen gleich Lebenschancen. Und sie sind immer noch sehr ungleich verteilt.

Natürlich steht hier der Staat in der Pflicht, jungen Menschen jedwede Möglichkeit zu geben, damit sie eine möglichst gute Bildung und Ausbildung bekommen. Aber nicht immer ist der Staat überall erfolgreich, und nicht immer sind die bekannten und jahrelang eingeschliffenen Konzepte die Besten. Und hier kommen Stiftungen wie die Wübben Stiftung ins Spiel.

Sie wird 2012 von Walter Wübben gegründet, einem erfolgreichen Unternehmer, der nach dem Verkauf seiner Firma mit seinem Vermögen nicht nur Gutes, sondern das Bestmögliche tun möchte: in Bildung investieren.

 

Besonders stark engagiert sich die Wübben Stiftung in Nordrhein-Westfalen, speziell in Quartieren, die man landläufig „sozialer Brennpunkt“ nennt. Also da, wo es an vielem fehlt und ganz besonders an Bildung.

Bildung, das ist Walter Wübbens Überzeugung, ist die „zentrale Ressource“ unseres Landes. Eine Erkenntnis, die es auch andernorts gibt ­– und dennoch wird nicht das Notwendige getan. Walter Wübben will das ändern, und das tut er. Er möchte, dass möglichst viele Kinder möglichst gute Bedingungen beim Start ins Leben haben.

Das geschieht mit ganz unterschiedlichen Programmen und Projekten, oft direkt mit den Schulen und Schulleitungen vor Ort, und zwar so, dass es für alle passt: für die Schulleitungen und das Kollegium, für die Eltern und allem voran natürlich für die Schulen. Das geschieht oft in Zusammenarbeit mit der Landesregierung, denn der Grundsatz des lebenslangen Lernens gilt natürlich auch für den Staat und seine Institutionen.

Die Arbeit der Wübben Stiftung im Detail zu würdigen, wäre zwar sehr spannend, aber leider auch so zeitintensiv, dass wir uns bis morgen um diese Zeit nichts vornehmen sollten.

Walter Wübben steht mit ganzem Herzen hinter seiner Stiftung. Er bleibt neugierig, er bleibt fordernd. Typisch für ihn ist die Frage „Was haben wir gelernt?“ Er möchte nicht nur Dinge zum Positiven verändern, er tut es. Als Stifter, der unternehmerischen Erfolg auch als soziale Verantwortung und Verpflichtung versteht. Er hätte sich leicht zurückziehen können ins Private. Dafür gibt es viele Beispiele, aber die sind eben auch keine Vorbilder. Nichts deutet darauf hin, dass Walter Wübben in seinem Engagement für eine bessere Zukunft unserer Kinder nachlassen wird. Menschen wie er sind wichtig für den Zusammenhalt unserer Gesellschaft.

Sehr geehrter Herr Wübben, Nordrhein-Westfalen dankt Ihnen heute für Ihr Engagement mit seinem Verdienstorden.

 

Professor Dr. h.c. Ernst-Andreas Ziegler aus Wuppertal

„Bürger, Beweger, Brückenbauer“ – so lautete die Überschrift eines Beitrags in der „Westdeutschen Zeitung“ anlässlich seines 80. Geburtstags, verfasst vom Rektor der Bergischen Universität Wuppertal.

Dieser Charakterisierung könnte man aus dem Stand sicher weit mehr als ein halbes Dutzend weitere hinzufügen: Vordenker, Stratege, Netzwerker. Oder, ganz einfach: Multitalent. Denn das ist Ernst-Andreas Ziegler ohne Frage. Und das spiegelt sich in dem wider, was er getan und was er erreicht hat. Und das ist viel.

Der gelernte Journalist ist mehr als drei Jahrzehnte Leiter des Presse- und Informationsamts der Stadt Wuppertal und prägt als Chef der Öffentlichkeitsarbeit die Entwicklung und den Ruf seiner Wahlheimat entscheidend mit.

 

Bereits zu Beginn der 70er-Jahre erkennt Ernst-Andreas Ziegler, wie bedeutsam für Deutschland die Versöhnung über nationale Grenzen hinaus ist, schon vor dem Hintergrund seiner historischen Verantwortung für zwei Weltkriege und den Holocaust. So wird er zum Urheber der sogenannten „Graswurzel-Diplomatie“. Der „heimliche Außenminister“ Wuppertals initiiert wichtige internationale Städtepartnerschaften: mit Beer Sheva in Israel, aber auch mit Košice in der damaligen Tschechoslowakei, mit Liegnitz in Polen und Schwerin in der DDR, also mit Städten jenseits des „Eisernen Vorhangs“.

Über all dem steht die Hoffnung, dass solche Partnerschaften und vor allem die Begegnungen der Menschen untereinander zwischen Bürgerinnen und Bürgern dazu beitragen, jenseits der großen Diplomatie und der Weltpolitik Grenzen zu überwinden. Über Jahrzehnte hinweg gehört er dem Vorstand der Deutsch-Tschechischen und -Slowakischen Gesellschaft für die Bundesrepublik Deutschland an.

Ihm ist zu verdanken, dass eine Hochschulpartnerschaft zwischen der Bergischen Universität Wuppertal und der Technischen Universität Košice in der damaligen CSSR entsteht. Er wird dort Lehrbeauftragter und erhält eine Gastprofessur. Im Jahre 1999 wird ihm die Ehrendoktorwürde verliehen.

Auch in Nordrhein-Westfalen macht sich Ernst-Andreas Ziegler einen Namen als Brückenbauer. Als Geschäftsführer der „Kommunalen Arbeitsgemeinschaft Bergisch Land e. V.“ organisiert er zahlreiche Treffen mit internationalen Persönlichkeiten. Er ist Gründungsmitglied der Else-Lasker-Schüler-Gesellschaft in Wuppertal, die sich um die Erinnerung an die von den Nazis verfolgte Schriftstellerin und ihr Werk verdient macht.

Er gründet den Verein „WIN – Hilfe für Wuppertaler in Not“ mit, der unbürokratische Hilfe für unverschuldet in Not geratene Menschen leistet und sich um Einzelschicksale kümmert.

Ernst-Andreas Ziegler ist ein Mann der Tat mit dem Blick für das Machbare.

Sein zweifellos größter Geniestreich dürfte aber die im Jahr 2008 ins Leben gerufene Wuppertaler Junior-Universität sein, deren Initiator und Geschäftsführer Ernst-Andreas Ziegler ist. Das Konzept dieser Junior-Uni ist bundesweit einmalig. Hier lernen Kinder und Jugendliche vom vierten Lebensjahr bis zum Abitur vor allem in den Bereichen Naturwissenschaft und Technik gemeinsam über das ganze Jahr zu experimentieren und zu forschen, mit viel Neugier und Kreativität.

Kurz: Hier macht Lernen Spaß. All das wird möglich allein durch private Spenden und hohen persönlichen Einsatz. Besonders erfreulich ist, dass hier nicht nur viele junge Menschen für Naturwissenschaften begeistert werden, sondern dass darunter besonders viele Mädchen und junge Frauen sind. Ganz besonders darüber freute sich bei ihrem Besuch an der Junior-Uni vor ziemlich genau zwei Jahren eine sehr bekannte promovierte Physikerin: die Bundeskanzlerin.

Lieber Herr Ziegler, Sie sind bekannt als passionierter Langstreckenläufer, der auch sonst zeit seines Lebens vor keinem Marathon zurückgeschreckt ist. Im Gegenteil: Diese Herausforderung hat Sie immer wieder beflügelt, sich neue Ziele zu setzen. Der Erfolg gibt Ihnen Recht.

Und so freue ich mich ganz besonders, Ihnen für Ihre großen Verdienste um unser Land und seine Menschen den Verdienstorden unseres Landes zu verleihen.


Die Staatskanzlei des Landes Nordrhein-Westfalen


Foto: Land NRW / Laurence Chaperon