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Velomobil und Leeze im Fokus

An der FH Münster baut ein interdisziplinäres Team ein Testzentrum für Velomobile und Pedelecs auf und stellt sich Fragen wie: Welches Potenzial haben Velomobile mit elektrischem Zusatzantrieb?

Münster/Steinfurt - Das Fahrradfahren ist nicht nur umweltfreundlich, sondern auch beliebt – erst recht im Münsterland. Dazu tragen auch Wettbewerbe bei, wie etwa „FHahr Rad!“ der FH Münster: Vier Monate lang sind Beschäftigte und Studierende aufgerufen, besonders oft in die Pedale zu treten und Kilometer zu sammeln. Unter allen Teilnehmer*innen verlost die Hochschule im September Preise. 

Nicht alle sind dabei mit der typischen Leeze unterwegs. Manche fahren auch E-Bike – oder Velomobil. Das sind Fahrräder mit drei oder vier Rädern und strömungsgünstiger Karosserie. Im Vergleich zum klassischen Fahrrad erreichen Velomobile eine wesentlich höhere Geschwindigkeit. 

Aber wie wirken sich Fahrzeugtyp, Steigung und Antriebsleistung genau auf die Geschwindigkeit aus? Durch welche Maßnahmen lässt sich der Luftwiderstand minimieren? Wie lassen sich Reichweite und Gewicht bei Pedelecs optimieren? Welches Potenzial haben Velomobile mit elektrischem Zusatzantrieb? Diese und weitere Fragen will ein interdisziplinäres Projektteam aus ingenieurwissenschaftlicher Perspektive unter die Lupe nehmen. Das Testzentrum für Velomobile und Pedelecs soll auf dem Steinfurter Campus der FH Münster entstehen.

„Wir wollen fachbereichsübergreifend zusammenarbeiten und zum Beispiel Projekte anbieten“, sagt Prof. Dr. Dieter Scholz, der am Fachbereich Maschinenbau unter anderem Antriebstechnik lehrt und zum Projektteam gehört – genau wie Prof. Dr. Peter Vennemann, Fachbereich Energie – Gebäude – Umwelt, Prof. Dr. Tilman Sanders, Fachbereich Elektrotechnik und Informatik, und Otfried Berges, Fachbereich Physikingenieurwesen. „Die Interdisziplinarität ist ganz wesentlicher Faktor unseres Ansatzes“, so Vennemann. Der Fachmann für Aerodynamik ist, genau wie Feinmechaniker Berges, begeisterter Velomobil-Fahrer. Scholz und Sanders, Experte für Elektromotoren und Leistungselektronik, nutzen bisher lieber reguläre Fahrräder. Und als man sich bei Fahrten durch das Münsterland begegnete, entstand die Idee, sich mit den beiden Verkehrsmitteln auseinanderzusetzen.

„Uns geht es aber auch darum, noch stärker Engagement im Bereich nachhaltiger Mobilität zu zeigen“, erklärt Sanders. Deshalb will das Team nicht nur interdisziplinäre Projekte und fachbereichsübergreifende Lehrveranstaltungen – etwa aus den Bereichen Strömungslehre, Leistungselektronik, Antriebstechnik, Steuerungs- und Regelungstechnik – durchführen, sondern auch mit den Umweltbeauftragten und den für die Radwegeplanung zuständigen Personen in Münster, Steinfurt und den umliegenden Orten zusammenarbeiten.

Die ersten Gelder für das Projekt sind fachbereichsintern bewilligt, jetzt geht es an die genaue Planung. Es sollen mehrere Velomobile, Fahrräder und Pedelecs angeschafft werden. „Wir möchten die Fahrzeuge mit Sensoren ausstatten und anschließend umfangreiche Messungen und Testfahrten durchführen“, erklärt Berges. Vor allem die Velomobile sollen dabei nicht nur im Testzentrum stehen, sondern der Öffentlichkeit präsentiert werden. „Davon erhoffen wir uns, die Verbreitung der Fahrzeuge zu unterstützen.“ Notwendig ist außerdem viel Technik – ein Prüfstand für Elektromotoren, ein weiterer zur Ermittlung des Rollwiderstands, ein Windkanal, eine Hebebühne und ein Montageplatz sowie alles rund um die Sensorik. „Wir stehen noch relativ weit am Anfang, aber der erste Schritt ist gemacht. Wir möchten dazu beitragen, den Verkehr umweltverträglicher zu gestalten“, so Scholz.

FH Münster

Foto: FH Münster/Katharina Kipp. Setzen sich demnächst aus ingenieurwissenschaftlicher Perspektive mit Fahrrädern und Velomobilen auseinander (v.l.): Prof. Dr. Dieter Scholz, Prof. Dr. Peter Vennemann, Otfried Berges und Prof. Dr. Tilman Sanders.