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Papst Franziskus ordnet Untersuchung in Kölner Erzbistum an

Die Gutachter stellten insgesamt 75 Pflichtverletzungen fest, die von acht lebenden oder verstorbenen Verantwortlichen bei der Aufarbeitung begangen wurden. Demnach gab es insgesamt 202 Beschuldigte und 314 Opfer sexuellen Missbrauchs.

Im Zusammenhang mit den Vorwürfen zum Umgang mit sexuellem Missbrauch im Erzbistum Köln hat Papst Franziskus eine Untersuchung angeordnet. Die Bischöfe von Stockholm und Rotterdam, Kardinal Anders Arborelius und Johannes van den Hende, sollen sich in der ersten Junihälfte ein Bild von der Situation in der Diözese verschaffen, wie die vatikanische Botschaft in Berlin am Freitag mitteilte.

Dabei sollen sie auch mögliche Fehler von Kardinal Rainer Maria Woelki und weiteren Kirchenvertretern im Umgang mit Missbrauchsfällen und Vertuschungsvorwürfe untersuchen. Konkret genannt werden hier der Erzbischof von Hamburg, Stefan Heße, sowie die Kölner Weihbischöfe Dominikus Schwaderlapp und Ansgar Puff.

Woelki erklärte in Köln, er habe Franziskus bereits im Februar "umfassend über die Situation in unserem Erzbistum informiert". Er begrüße, dass sich der Papst nun ein eigenes Bild über die Situation verschaffen wolle. Er werde Kardinal Arborelius und Bischof van den Hende "mit voller Überzeugung" in ihrer Arbeit unterstützen, betonte der Kardinal.

Im Zusammenhang mit Vorwürfen der Vertuschung von Fällen sexuellen Missbrauchs war Woelki in einem im März vorgestellten Gutachten persönlich entlastet worden. Einen Rücktritt lehnte er ab. Nach der Veröffentlichung des Gutachtens verloren allerdings mehrere ranghohe Geistliche wegen persönlicher Verfehlungen ihre Ämter.

So boten der in dem Gutachten stark belastete Hamburger Erzbischof Stefan Heße und der Kölner Weihbischof Dominikus Schwaderlapp Papst Franziskus den Rücktritt an. Der Kölner Weihbischof Ansgar Puff wurde von Woelki vorläufig freigestellt, Kirchenrichter Günter Assenmacher von seinen Aufgaben entbunden. Der frühere Kölner Generalvikar Norbert Feldhoff zog sich aus dem Kölner Priesterrat zurück.

Bei Puff handelt es sich um den ehemaligen Leiter der Hauptabteilung Seelsorge Personal, dem in dem Gutachten ein Verstoß gegen die Aufklärungspflicht in einem Fall zur Last gelegt wurde.

Die Kanzlei Gercke bewertete in ihrem Gutachten auf Grundlage von Akten den Umgang des Kölner Erzbistums mit Missbrauchsfällen in den Jahren 1975 bis 2018. Heße war dort früher Generalvikar und Diozesänadministrator und trug Verantwortung für das Personal, bevor er im März 2015 zum Erzbischof in Hamburg ernannt wurde.

Die Gutachter stellten insgesamt 75 Pflichtverletzungen fest, die von acht lebenden oder verstorbenen Verantwortlichen bei der Aufarbeitung begangen wurden. Demnach gab es insgesamt 202 Beschuldigte und 314 Opfer sexuellen Missbrauchs. Mehr als die Hälfte der damaligen Opfer waren laut Gutachten Kinder im Alter unter 14 Jahren.

Der Skandal um die Vorgänge im Kölner Erzbistum versetzte die katholische Kirche in Aufruhr, zahlreiche Gläubige traten dort bereits aus. Kölner Katholiken fordern nach wie vor den Rücktritt von Kardinal Woelki.

hex/cfm


© Agence France-Presse