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Exil-Oppositioneller festgenommen- Flieger erneut gestartet, ohne Oppositionellen

Litauen und die belarussische Opposition haben der Regierung in Minsk vorgeworfen, die "Notlandung" eines Passagierflugzeugs in Belarus erzwungen zu haben, um einen Exil-Oppositionellen festnehmen zu lassen. EU verlangt von Minsk Freigabe von Flugzeug mit "allen Passagieren"- Nato nimmt Stellung

Nato: Flugzeug-Umleitung durch Minsk "ernsthafter und gefährlicher Vorfall" -

ck/© Agence France-Presse

Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell hat von  Belarus die sofortige Freigabe des zu einer Notlandung gezwungenen Passagierflugzeugs mit allen Passagieren verlangt. "Alle Passagiere müssen ihre Reise umgehend fortsetzen können" forderte Borrell am Sonntag im Kurzbotschaftendienst Twitter und verlangte damit ausdrücklich auch die Freilassung des Exil-Oppositionellen Roman Protasewitsch. Der Regierungskritiker und Journalist Protasewitsch wurde am Flughafen von Minsk festgenommen, nachdem seine Maschine auf dem Weg von Athen nach Litauen wegen einer angeblichen "Bombendrohung" in der belarussischen Hauptstadt landen musste.

ck/ans


Der Regierungskritiker und Journalist Roman Protasewitsch wurde am Sonntag am Flughafen von Minsk festgenommen, nachdem seine Maschine auf dem Weg nach Litauen wegen einer "Bombendrohung" in der belarussischen Hauptstadt landen musste, wie der Oppositionskanal Nexta berichtete. Eine Bombe wurde demnach an Bord nicht gefunden.

Litauens Präsident Gitanas Nauseda sprach von einer "abscheulichen Aktion" der Regierung des autoritären Machthabers Alexander Lukaschenko. "Ein beispielloser Vorgang! Eine zivile Passagiermaschine auf dem Weg nach Vilnius wurde zur Landung in Minsk gezwungen", schrieb der Präsident im Online-Dienst Twitter. Er forderte, dass der Regierungskritiker Protasewitsch sofort freigelassen werden müsse.

Die in Litauen im Exil lebende Oppositionsführerin Swetlana Tichanowskaja prangerte die Festnahme ihres Mitstreiters ebenfalls an. Die Regierung von Belarus habe die Landung der Maschine mit Protasewitsch an Bord "erzwungen", schrieb sie auf Twitter. Ihm drohe nun die Todesstrafe in seinem Heimatland.

Der Ryanair-Flug mit dem ehemaligen Redakteur an Bord war auf dem Weg von Athen nach Litauen, als die Maschine wegen einer "Bombendrohung" in die belarussische Hauptstadt umgeleitet wurde und dort notlanden musste, wie Nexta berichtete. Die belarussische Präsidentschaft bestätigte am Sonntag, dass ein Kampfflugzeug vom Typ MiG-29 aufgestiegen sei, um das Flugzeug abzufangen.

Nach der Notlandung sei bei einer Überprüfung des Flugzeugs keine Bombe gefunden worden, berichtete Nexta in Online-Plattformen weiter. Es seien "alle Passagiere zu einer weiteren Sicherheitskontrolle geschickt" worden. Unter ihnen habe sich auch Protasewitsch befunden. "Er wurde festgenommen." 

Die belarussischen Behörden hatten den 26-jährigen Lukaschenko-Gegner im vergangenen November auf die Liste der "an terroristischen Aktivitäten beteiligten Personen" gesetzt. Über Nexta waren nach der von massiven Betrugsvorwürfen begleiteten Präsidentschaftswahl in Belarus im vergangenen August hunderttausende Demonstranten mobilisiert worden. Die monatelang andauernden Proteste hatten sich später abgeschwächt. 

Die Sicherheitskräfte waren gewaltsam gegen die Demonstranten vorgegangen, mehrere Demonstranten wurden getötet, es gab Massenfestnahmen und Folter von Inhaftierten. Mehr als 400 Demonstranten wurden zu Haftstrafen verurteilt. 

cp/ck

© Agence France-Presse