Zum Inhalt springen
OZD.news - News und Nachrichten zum Nachschlagen

Nicht jede Operation ist nötig

So helfen die Krankenkassen beim Einholen einer zweiten Arztmeinung

(djd). Gerade im orthopädischen Bereich wird in Deutschland deutlich häufiger operiert als in anderen Ländern. Vor allem die Zahl der Eingriffe an der Wirbelsäule ist stark gestiegen - seit 2007 um 71 Prozent, wie eine Untersuchung der Bertelsmann Stiftung kürzlich ergab. Auffällig sind auch große regionale Unterschiede. So werden Rückenpatienten in einigen Landkreisen Baden-Württembergs teilweise bis zu 13-mal häufiger operiert als in Brandenburg.  

Unkompliziert: Der Erstbefund lässt sich über eine Online-Plattform hochladen. Innerhalb von zehn Tagen wird dann das Zweitgutachten online oder auch per Post zur Verfügung gestellt. - Foto: djd/IKK classic/Getty

Jede Operation birgt auch Risiken. Daher wünschen sich viele Betroffene eine zweite Arztmeinung, bevor sie sich für einen Eingriff entscheiden. Laut einer aktuellen Umfrage unter Versicherten der IKK classic konsultiert knapp jeder Zweite vor orthopädischen Eingriffen einen weiteren Mediziner. Doch der Weg dorthin ist oft mühsam und nicht selten mit Wartezeiten verbunden. Einige Kassen bieten ihren Versicherten jetzt ein schnelles, unkompliziertes Zweitmeinungsverfahren. "Es ermöglicht den Patienten, die eigene Entscheidung auf Basis einer weiteren, unabhängigen Einschätzung abzuwägen", erklärt Maren Soehring von der IKK classic.  

Alternative: Bei Beschwerden der Wirbelsäule können auch konservative Methoden wie Physiotherapie hilfreich sein. - Foto: djd/IKK classic/thx

Für das Verfahren füllt der Patient einen Fragebogen aus und reicht diesen bequem von zu Hause aus zusammen mit seinen medizinischen Unterlagen online über ein Internetportal oder per Post zur Begutachtung ein. Innerhalb von zehn Werktagen bekommt der Patient dann die Meinung eines zweiten, unabhängigen Experten in Form eines allgemein verständlichen Gutachtens zugeschickt, das die erste Empfehlung entweder bestätigt oder Alternativen vorschlägt. Das Angebot gilt für alle geplanten Operationen an Rücken, Schulter, Hüfte, Knie, Hand oder Fuß sowie für onkologische Therapieempfehlungen. Genauer informieren können sich Betroffene auch unter www.ikk-classic.de/zweitmeinung  

"Untersuchungen haben immer wieder gezeigt, dass in Deutschland die Anzahl der medizinisch nicht notwendigen Operationen gerade im Bereich Orthopädie sehr hoch ist", sagt Expertin Maren Soehring. Auch das Zweitmeinungsverfahren habe bereits in seiner Pilotphase erkennen lassen, dass die Einschätzung der befragten Ärzte durchaus unterschiedlich ausfallen kann. "Jedem zweiten unserer Versicherten wurde zum ursprünglich geplanten Zeitpunkt keine Operation empfohlen."  

Weitere Tipps für Patienten:  

- den behandelnden Arzt gezielt nach Vorteilen und Risiken eines Eingriffs fragen

- sich die unterschiedlichen Methoden genau erklären lassen

- auch über die langfristigen Behandlungserfolge informieren

- bereits im Gespräch mit dem Erstdiagnostiker nach konservativen Behandlungsmethoden fragen   

Aufmacherfoto: Besser informiert: Ist eine OP wirklich alternativlos? Die ärztliche Zweitmeinung soll gerade bei orthopädischen Befunden Patienten umfassend aufklären. - Foto: djd/IKK classic/Getty