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Papst verurteilt Einsatz von Atomwaffen

Er machte einen Eintrag in einem Gedenkbuch und sagte, er trauere "in Solidarität mit den Opfern". Anschließend sprach er mit Überlebenden - einige von ihnen wurden von ihren Gefühlen überwältigt, als sie die Hand des Papstes schüttelten

Bei seinem Japan-Besuch hat Papst Franziskus den Einsatz von Atomwaffen als "Verbrechen" verurteilt. Das Oberhaupt der katholischen Kirche gedachte am Sonntag in Hiroshima und Nagasaki der Opfer der US-Atombombenangriffe im August 1945, traf Überlebende und forderte als "Pilger des Friedens" eine weltweite atomare Abrüstung. "Ein wahrer Frieden kann nur ein unbewaffneter Frieden sein", sagte Franziskus.

"Die Nutzung der Atomenergie für militärische Zwecke ist heute mehr denn je ein Verbrechen - nicht nur gegen den Menschen und seine Würde, sondern auch gegen jede Möglichkeit einer Zukunft in unserem gemeinsamen Haus", sagte der Papst am Friedensdenkmal in Hiroshima. Er sage dies "aus tiefster Überzeugung". 

Damals sei innerhalb kürzester Zeit "alles von einem schwarzen Loch der Zerstörung und des Todes verschlungen" worden. "Aus diesem Abgrund des Schweigens hören wir auch heute noch die Schreie derer, die nicht mehr da sind", sagte der 82-Jährige.

Er machte einen Eintrag in einem Gedenkbuch und sagte, er trauere "in Solidarität mit den Opfern". Anschließend sprach er mit Überlebenden - einige von ihnen wurden von ihren Gefühlen überwältigt, als sie die Hand des Papstes schüttelten. 

Er fühle sich "verpflichtet, als Pilger des Friedens" zu kommen, sagte Franziskus und würdigte die "Kraft und Würde" derjenigen, die den Angriff sowie die körperliche und emotionale Belastung in den darauffolgenden Jahren bewältigen mussten.

Yoshiko Kajimoto war zum Zeitpunkt des Angriffs 14 Jahre alt und berichtete dem Papst von Menschen, die ihr damals "wie Gespenster" erschienen. Niemand auf der Welt könne sich eine solche "Szene der Hölle" vorstellen, sagte die Überlebende.

Wie auch wenige Stunden zuvor bei seinem Besuch in Nagasaki legte der 82-Jährige einen Kranz aus weißen Blumen für die Opfer nieder und verharrte mit gesenktem Kopf im Gebet.

Seinen Appell für eine nukleare Abrüstung hat Papst Franziskus zum zentralen Thema seiner Japan-Reise gemacht. Bei den ersten Atombombenangriffen der Geschichte waren am 6. August 1945 mindestens 140.000 Menschen in Hiroshima und drei Tage darauf in Nagasaki mindestens 74.000 Menschen von den US-Streitkräften getötet worden.

Atomare Rüstung als Mittel der Abschreckung sei kein Beitrag zum Frieden, sagte der Papst in Nagasaki. Frieden sei nicht vereinbar mit der "Furcht vor einer gegenseitigen Zerstörung oder einer Bedrohung der totalen Auslöschung". Einer seiner Vorgänger, Papst Johannes Paul II., hatte 1982 in einer Rede vor den Vereinten Nationen atomare Abschreckung als notwendiges Übel bezeichnet.

Franziskus verwies auf die Milliardensummen, die beim Handel mit Waffen angehäuft und verschwendet würden. Dies sei ein "himmelschreiender Affront" in einer Welt, in der "Millionen Kinder unter unmenschlichen Bedingungen leben".

Am Montag will der Papst in Tokio mit Überlebenden der Tsunami-Katastrophe von 2011 sprechen, einen Gottesdienst in einem Baseball-Stadion abhalten und Japans neuen Kaiser Naruhito treffen. Zur katholischen Minderheit in Japan, wo sich die meisten Menschen zum Buddhismus oder zur Shinto-Religion bekennen, zählen rund 440.000 Gläubige.

amd/ju

Catherine MARCIANO / © Agence France-Presse