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Interview mit Maatje von der Band "Rubbish"

Wieder ein Musiker im Wartestand. Seit über einem Jahr ist Maatje alias Jürgen König nicht mehr aufgetreten. stadt 4.0 sprach mit ihm über lustige Bandnamen, Stilfindung durch verschiedene musikalische Einflüsse und Corona-Frust als Musiker

Interview mit Maatje ( Jürgen König ):

BL: Du bist Schlagzeuger der Band ‚Rubbish'. Wie ist der Bandname entstanden?

M: Das ist eine irre Geschichte. Ich bin 2000 in die Band eingestiegen. Da hieß die Band schon Rubbish. Unser Bassist war und ist großer Fußballfan. Und sein großer Held war Horst Hrubesch. Man nennt keine Band Hrubesch. So entstand Rubbish. Mir war anfangs gar nicht bewußt, was das genau heißt. Das sind ja die Begriffe ‚rubbish‘und ‚garbitch' für Müll.

BL: Das heißt, daß der Bandname nicht ursprünglich von dem Begriff Müll abgeleitet war.

M: Nein, nein! Es ging um Horst Hrubesch.

BL: Jetzt habt ihr aber nichts dagegen, daß Ihr ‚Müll‘ heißt.

M: Wir finden das immer ganz lustig, wenn die internationale Presse fragt:

Warum nennt Ihr Euch ‚Rubbish'? Mir war das eine zeitlang immer peinlich. We are Rubbish. We make Rock n' Roll.

BL: Kurz zu Dir. In welchem Alter hast Du angefangen, Schlagzeug zu spielen?

M: Ich habe angefangen, in einer Feuerwehrkapelle mit sechs Jahren Kleine Trommel zu spielen.  Und da habe ich Christian Wübben kennengelernt, den Schlagzeuger von ‚Erdmöbel'. Das ist ein guter Freund von mir. Der hat zu seiner Kinderkommunion ein Schlagzeug geschenkt bekommen. Wir haben wie die Geisteskranken darauf eingeprügelt. Mit zehn hatte ich mein erstes richtiges Schlagzeug. Meine Eltern und ich hatten zusammengeschmissen. Ein ‚Sonor Phonic+‘. Ich war stolz wie Oskar. Das besitze ich übrigens heute noch, ist aber für mich ein Museumsstück. Hauptsächlich spiele ich momentan ein ‚Ludwigs-Set' von 1965. Im Jahre 1979 habe ich mit David Rebel (Tanzschule Rebel), Reese und Brüning die Hard-Rock-Band ‚Shark Finn‘ gegründet. Wir haben auch ziemlich schnell einen Plattenvertrag bekommen. Wir waren bei Wishbone-Records unter Vertrag. Wir hatten ein paar sehr wilde Jahre.

BL: Früher in den 80-ern habe ich Riesenkisten gespielt mit 20 Hänge-Toms, das braucht keine Sau mehr. Das mussten Riesen-Schießbuden sein. Heute freut sich der Techniker, wenn ich mit drei Koffern um die Ecke komme.

BL: Es ist vom Volumen abgerüstet worden, dafür ist die Technik leistungsstärker.

M: Genau!

BL: Zurück zu ‚Rubbish', 1996 gegründet.

M: So um den Dreh. Ich bin im Jahr 2000 eingestiegen. Ich hatte mit dem Bassisten und Sänger vorher schon in einer anderen Band zusammengespielt. Dadurch kam der Kontakt zustande. Der damalige Schlagzeuger war ausgestiegen. Das ging so in die ‚Gothic/Metal'-Richtung. Es war auch recht erfogreich, wir waren auch europaweit auf Tour. Aber aufgrund zwischenmenschlicher Probleme hatten wir uns getrennt. Carsten hatte zwei bis drei Jahre vorher ‚Rubbish‘ gegründet und mich mit ins Boot geholt.

BL:  Ich habe mal bei Euch reingehört. Es stand auch auf Eurer Seite, es ist eine Mischung aus Wave, Metal, Punk und Psychodelic. Von allem ein bischen, das kann man sagen, oder?

M: Ja, weil jeder in einer oder in mehreren dieser Richtungen zuhause war:

Ich bin wirklich mit dem klassischen Hardrock und Heavy Metal groß geworden.

Carsten, unser Sänger und Bassist ,war dieser ‚The Cure'  , Wave-Fan und brachte auch die Punk- Psychodelic-Richtung, da er in seiner Jugend weiter gefächert war. Sebastian ist mit ‚Guns n' Roses‘ groß geworden, ist also der Klassiker, ich finde, daß man das grandios bei seinen Gitarren-Soli hört. Das Sahnehäubchen gibt natürlich unser Produzent Michael Voss. Der ist ja auch kein Unbekannter, einer der bekanntesten Produzenten Europas. Er hatte bei Mad Max gespielt. Alles, was Rang und Namen hat, war bei ihm schon im Studio. Er ist der Produzent von Micky Krause. Das muss es auch geben. Er ist momentan Bassist und Sänger bei Michael Schenker, dem Bruder von Rudolph Schenker. Der schleift das immer so ein bischen ab. Ich finde, daß man das sehr hört in den Produktionen. Wir arbeiten mit Michael seit 20 Jahren zusammen, und wir sind ein gutes Team. Sonst hätte das  nicht so lange so gut funktioniert. Unser Manager ist Hans Dehra. Der hat 20 Jahre lang ‚Depeche Mode‘ gemanaged. Bei ihm sind wir seit vier Jahren unter Vertrag. Er ist Profi durch und durch und kümmert sich um das Management. Vorher waren wir bei einer kleineren Plattenfirma und mussten vieles selber machen. Seit wir bei seiner Agentur ‚7 Heart' sind, werden wir wunderbar betreut. Die machen das komplette Management . Wir brauchen uns nur noch auf die Musik zu konzentrieren. Das ist sehr angenehm.

BL: Ihr verwendet klassische ‚Hardrock-Grooves' und ‚Heavy Riffs' in der Gitarre.

Gibt es in Eurer Instrumentierung einen Unterschied zwischen Bühne und Studio?

M: Ja, auf alle Fälle. Im Studio, gerade heutzutage, wird natürlich das ein oder andere glattgebügelt. Da werden dann Loops drunter gelegt und solche Geschichten. Du kannst das natürlich live laufen lassen, aber dann müsstest du auf Klick spielen. Und das wollen wir nicht. Wir wollen klassisch ohne Klick spielen. Wir lassen dann die Jungs live weg und arbeiten dann teilweise mit einem Keyboarder zusammen, der uns ein bischen die Loops mit reinnimmt. Hör Dir unsere Platten an, das ist alles recht modern gemacht. Vor 20 Jahren hätten sich die Platten ganz anders angehört. Aber, das ist nunmal der Lauf der Dinge. Wir wollen modern und gut klingen. Das Problem früher war, daß wir von Plattenfirmen abgelehnt wurden, weil die uns nicht in irgendwelche Schubladen stecken konnten. Wir waren kein Heavy Metal, kein Punk, kein Pop. Wir sind alles. Wir lassen uns nichts sagen.

BL: Wie entstehen bei Euch die Songs? Von der Idee bis zum fertigen Produkt.

M: Früher hat man sich ja im Proberraum getroffen und hat gejammt. Die Zeit ist vorbei. Carsten schreibt bei uns die Songs. Er macht Vorschläge oder schickt uns einen Riff. Wir haben eine Cloud, worauf jeder Zugriff hat. Er setzt es rein und fragt uns nach unserer Meinung, über das, was sein könnte. Dann hängt sich Sebastian rein, macht ein paar Riffs dazu. Dann entsteht so langsam der Song. Die meisten Texte macht Carsten. Wir inspirieren ihn allerdings. Liebesgeschichten oder Herz-Schmerz-Geschichten sind häufig die Themen in unseren Texten. Ich hab Carsten gesagt, daß wir mal was anderes machen müssen. Dann hab ich ihm gesagt, daß er mal einen Text über Judas, den Verrat, schreiben soll. Dann hat er einen wahnsinnig tollen Text über Judas geschrieben. Der nächste Song wird ‚Judas‘ heißen. Das wird auch unsere neue Single werden. Die Nummer knallt wie Hölle. Und fürs Schlagzeug setz ich mich mit dem Demo-Material hin und versuche mir irgendwas zusammenzuprügeln. Das Gute ist ja heutzutage, daß Du nicht mehr analog aufnimmst. Früher war es ja so, daß Du einen Kopfhörer aufbekamst und die Nummer durchtrommeln musstest. Und wenn Du am Ende was verbockt hattest, musstest Du nochmal von vorne anfangen. Das ist ja heutzutage nicht mehr so.  Du kannst Dich ja rausklicken. Wenn Du heute denkst, daß eine Snare nicht ganz sauber war, dann gehst Du an der Stelle rein und nimmst es neu auf. Oder wenn Du meinst, daß ein Becken fehlt, kopierst Du es rüber. Das ist ja heute alles kein Thema, und das macht es sehr entspannt. Der komplette Song wird dann bei Michael Voss im Studio zusammengesetzt.

BL: Sind die Texte auch mal autobiographisch?

M: Unsere erste Platte heißt ‚Dear John‘.  Hör sie Dir an. Dann kennst Du mein Leben. Jeder Text auf dieser Platte ist ein Song von mir. ‚Dear John' ist ein amerikanisches Synonym dafür, wenn eine Frau Dich abserviert oder mit Dir Schluss macht.

BL: Könnt Ihr von der Musik leben?

M: Natürlich nicht. Wer kann das heutzutage noch. Das können nur die ganz Großen. Ich bin mit 12 Stunden in der Woche in der Altenpflege tätig, das heißt, daß ich zwei Tage in der Woche im Altenheim arbeite, ansonsten mach ich Musik. unser Sänger ist Oberstudienrat an einem Gymnasium, Sebastian ist auch Studienrat und Richard ist auch Lehrer. Der unterstützt uns live an der zweiten Gitarre.

BL: Diese ganzen Lehrer in der Band.

M: Ja, kennst Du einen Lehrer, der keine Musik macht?

BL: Wenige, aber es gibt welche. Wenn sie keine Musik machen, dann machen sie Sport.

Wie erlebt ihr die Pandemie in Hinsicht auf die Band?

M: Es ist schwierig. Wir wollten ja dieses Jahr auf Tour gehen. Das wurde natürlich komplett abgesagt. Wir proben nur wenn es unbedingt sein muß, das heißt, daß wir uns kurz vorbereiten auf Studio-Aufnahmen. Wir haben das Glück, daß wir einen so großen Proberraum haben, daß wir einander ausweichen können. Außerdem bin ich geimpft, und wir testen uns regelmäßig.  Die Pandemie ist natürlich ein ganz großer Hemmschuh, gerade in der Live-Szene. Da schläft alles ein. Es ist ganz schlimm. Da bin ich froh, daß ich von meiner Musik nicht leben muß. Da wäre jetzt Schluß. Es ist in jederlei Hinsicht eine ganz schwierige Zeit.

BL:Was interessiert Dich außer Musik noch besonders?

M: Ich bin großer Hunde-Fan. Ich hatte selbst jahrelang einen Hund, einen Golden-Retriever. Der lebt bedauerlicherweise schon lange nicht mehr. Und meine momentane berufliche Situation lässt es leider nicht zu, einen Hund zu haben. Mein großes Hobby sind Hunde. Ansonsten fahr ich gern Fahrrad oder geh gern mit meiner Freundin spazieren, um abzuschalten.

BL: Matje, Jürgen König, danke Dir!

M: Bitte!

 

Rubbish  sind:

                 Carsten Püttmann: Gesang und Bass

                 Sebastian Schnabel: Gitarre und Backing Vocals

                 Richard Sprosten: 2.Gitarre und Backing Vocals

                 Jürgen König-Maatje: Schlagzeug


Hier der Link zu Rubbish: https://www.rubbishmusic.com/