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EMA bewertet Astrazeneca-Impfstoff weiter positiv

Wegen dutzender Thrombosefälle nach Astrazeneca-Impfungen empfahl der Gemeinsame Impfausschuss in Großbritannien, unter 30-Jährigen möglichst ein anderes Vakzin zu verabreichen.

Die EU-Arzneimittelbehörde (EMA) hält an ihrer positiven Bewertung des Corona-Impfstoffs von Astrazeneca fest. Auch wenn es einen möglichen Zusammenhang zwischen dem Vakzin und dem vereinzelten Auftreten von Blutgerinnseln gebe, überwiege weiterhin der Nutzen des Mittels die Risiken, teilte die EU-Behörde am Mittwoch mit. Blutgerinnsel sollten aber als "sehr seltene Nebenwirkung" des Impfstoffs aufgeführt werden.

Trotz der Häufung von Thrombosefällen bei Frauen unter 55 Jahren konnte die EMA keine spezifischen Risikofaktoren für Blutgerinnsel nach einer Astrazeneca-Impfung wie etwa Alter, Geschlecht oder Vorerkrankungen feststellen, wie EMA-Chefin Emer Cooke mitteilte. "Eine plausible Erklärung für diese seltenen Nebenwirkungen ist eine Immunreaktion auf den Impfstoff." Insgesamt bleibe die EMA aber bei ihrer positiven Einschätzung des von der Oxford-Universität und dem britisch-schwedischen Konzern entwickelten Impfstoffs. "Er rettet Leben", betonte Cooke.  

Nach einigen - auch tödlichen - Thrombosefällen hatten mehrere Länder, darunter Deutschland, Frankreich und Kanada, den Einsatz des Astrazeneca-Impfstoffs eingeschränkt. So werden in Deutschland nur noch über 60-Jährige mit dem Vakzin geimpft. Andere Länder wie Dänemark und Norwegen setzten die Verwendung vorsichtshalber vollständig aus.

Der Chef der Deutschen Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch, kritisierte, dass immer mehr Länder die Empfehlungen der EMA ignorierten. Es werde deutlich, dass nicht nur bei der Beschaffung von Impfstoff sondern auch bei der Anwendung "das gemeinsame europäische Projekt zu scheitern droht". Die EU-Gesundheitsminister wollten ab 18.00 Uhr (MESZ) in einer Videokonferenz über die neue Stellungnahme der EMA beraten. 

Kurz nach der EMA äußerte sich auch die britische Medikamentenaufsicht MHRA auf einer Pressekonferenz zu einer möglichen Verbindung zwischen dem Astrazeneca-Impfstoff und dem Auftreten von gefährlichen Blutgerinnseln. Demnach wurden bei landesweit mehr als 20 Millionen Astrazeneca-Impfungen 79 Fälle von gefährlichen Blutgerinnseln verzeichnet. 19 Patienten seien gestorben, teilte die MHRA mit. 

Aufgrund der Thrombosefälle sollte das Vakzin nach Einschätzung von Wissenschaftlern möglichst nur über 30-Jährigen gespritzt werden. Erwachsenen im Alter zwischen 18 und 29 Jahren solle nach Möglichkeit ein anderer Impfstoff angeboten werden, erklärte der Gemeinsame Impfausschuss (JCVI) am Mittwoch. Das Gremium betonte aber, dass es keinen generellen Stopp der Astrazeneca-Impfungen für bestimmte Altersgruppen empfehle. 

mkü/bfi


Danny KEMP / © Agence France-Presse