Zum Inhalt springen
OZD.news - News und Nachrichten zum Nachschlagen

Kirchenkritiker Hans Küng im Alter von 93 Jahren gestorben

Immer wieder kritisierte er Strukturen der katholischen Kirche. So äußerte er Zweifel am Dogma über die Unfehlbarkeit der Päpste. Deswegen wurde ihm Ende 1979 von der katholischen Deutschen Bischofskonferenz die Lehrerlaubnis entzogen.

Der bekannte Theologe und Kirchenkritiker Hans Küng ist tot. Er starb am Dienstag im Alter von 93 Jahren, wie die von ihm gegründete Stiftung Weltethos in Tübingen mitteilte." Die Organisation verliere "einen visionären Vordenker für eine gerechtere und friedlichere Welt", erklärte Stiftungspräsident Eberhard Stilz. Die katholische Deutsche Bischofskonferenz würdigte sein Engagement "in der Vermittlung des Evangeliums". Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier bezeichnete den Theologen als "Vorbild eines Gelehrten, eines brillanten Denkers".

Küng wurde 1928 im schweizerischen Sursee geboren und studierte Philosophie und Theologie an der Päpstlichen Universität Gregoriana in Rom. 1954 wurde er zum Priester geweiht. Danach studierte und promovierte er in Paris. Ab 1960 lehrte Küng an der katholisch-theologischen Fakultät der Universität Tübingen. 

Durch seine vielen Veröffentlichungen wurde Küng insbesondere in Deutschland bekannt. Immer wieder kritisierte er dabei Strukturen der katholischen Kirche. So äußerte er Zweifel am Dogma über die Unfehlbarkeit der Päpste. Deswegen wurde ihm Ende 1979 von der katholischen Deutschen Bischofskonferenz die Lehrerlaubnis entzogen.

Küng lehrte danach als fakultätsunabhängiger Professor weiter in Tübingen und nahm immer wieder Gastprofessuren in aller Welt wahr. Er erhielt mehr als zehn Ehrendoktorwürden und zahlreiche weitere Auszeichnungen, darunter das Bundesverdienstkreuz.

1995 gründete Küng gemeinsam mit Karl Konrad Graf von der Groeben die Stiftung Weltethos. Diese hat sich der interkulturellen und interreligiösen Forschung und Bildungsarbeit verschrieben.

Der Vorsitzende der Bischofskonferenz, der Limburger Bischof Georg Bätzing, erklärte, mit Küngs Tod verliere die theologische Wissenschaft "einen anerkannten und streitbaren Forscher". Er stellte insbesondere Küngs "Bemühungen hinsichtlich einer gelebten Ökumene" und dessen Einsatz "bezüglich des interreligiösen sowie interkulturellen Dialogs" heraus.

"Hans Küng hat es sich nie nehmen lassen, für seine Überzeugungen einzutreten", erklärte Bätzing. "Auch wenn es diesbezüglich Spannungen und Konflikte gab, danke ich ihm in dieser Stunde des Abschieds ausdrücklich für sein jahrelanges Engagement als katholischer Theologe in der Vermittlung des Evangeliums." Küng hinterlasse "ein reiches theologisches Erbe".

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier erklärte, Küng habe "über Jahrzehnte hinweg weltweit den Ruf unseres Landes als Ort von Theologie und Universitätsgelehrsamkeit gestärkt". Der Theologe sei "ein bleibendes Vorbild eines Gelehrten, eines brillanten Denkers mit scharfem Verstand, der gleichzeitig wacher politischer Beobachter und engagierter Mitbürger war."

Bundesentwicklungsminister Gerd Müller (CSU) erklärte, Küng sei ein "großer Denker und Theologe unserer Zeit" gewesen. Die Reformbewegung Wir sind Kirche würdigte sein "innovatives theologisches Denken" und seine "lebenslange Beharrlichkeit in der Erneuerung der römisch-katholischen Kirche".

bfi/gap


© Agence France-Presse