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Artenschutz im Allwetterzoo

Das Programm zum Artenschutz des Allwetter-Zoos in Münster ist zu umfassend, vielschichtig und komplex, um in nur einem Artikel behandelt zu werden. Darum hat sich stadt4.0 zu einem der wichtigsten und größten Projekte dem "Internationalen Zentrum für Schildkrötenschutz" informiert.

Beim Lokaltermin werde ich von Dr. Philipp Wagner, Kurator für Forschung und Artenschutz begrüßt und erfahre gleich zu Beginn Interessantes über die Anfänge des Zentrums. Im Jahre 2002 wurde das Projekt auf Initiative des privaten, leidenschaftlichen Schildkrötenzüchters Elmar Meier entwickelt, denn dieser machte sich um den Bestand und Erhalt der asiatischen Schildkröten Sorgen. Und als sei die initiative Idee nicht schon genug, engagierte er sich nach Gründung des IZS fast zwanzig Jahre ehrenamtlich, um sich gemeinsam mit seiner Ehefrau Ingrid, um das Wohl und die Aufzucht der Münsteraner Schildkröten persönlich zu kümmern. Offenbar so umfassend und professionell, dass erst vor drei Jahren die Leitung des Zentrums mit Herrn Christian Langner in Festanstellung besetzt wurde.

Dr. Philipp Wagner im IZG

Ich möchte natürlich wissen, warum die Schildkröten in ihrer Art vom Aussterben bedroht oder gar in freier Wildbahn bereits ausgestorben sind. "Das Hauptproblem" erklärt Dr. Wagner " ist der Handel mit Schildkröten als internationale Delikatesse und als Bestandteil der asiatischen Medizin. Solange ein Einheimischer mit dem Verkauf einer Schildkröte mehr als ein Monatseinkommen verdient, kann man es ihm nicht einmal verdenken, dass er auf Schildkröten-Jagd geht. Wie hierzulande das Trüffel-Schwein, werden dort Hunde speziell für die Suche nach den Schildkröten ausgebildet und eingesetzt. Es geht um mehrere 1000 Tonnen, die jährlich als Delikatesse im Kochtopf oder als Heilsbringer auf asiatischen Märkten landen. Ein weiterer Grund für das Aussterben ist - paradoxerweise- die sehr lange Lebensspanne und die damit einhergehende niedrige Reproduktionsrate von Schildkröten. Und last but not least verschwinden aufgrund des Klimawandels und der Umweltzerstörung einfach die ursprünglichen Lebensräume.”


Zucht und Erhaltung ist das primäre Ziel - Auswilderung die Vision


In Anbetracht dieser Aussagen, scheinen die etwa 1000 Schildkröten im Projekt, wie ein Tropfen auf den heißen Stein. Ich frage mich und natürlich Herrn Dr. Wagner, was bereits erreicht wurde, welche Ziele noch verfolgt werden und warum eine Auswilderung im großen Stil noch nicht stattgefunden hat. " Artenschutz ist keine Kurzstrecke - Artenschutz ist Marathon. Natürlich ist das finale Ziel die Auswilderung. Zum einen fehlen uns jedoch die notwendigen monetären Mittel. So eine Auswilderung kostet, denn um erfolgreich zu sein, müssen Ranger vor Ort sie begleiten und bewachen. Zum anderen ist es leider so, das der Mensch, die Gesellschaft und die Natur einfach noch nicht bereit ist. Darum sorgen wir dafür, dass die Art solange erhalten bleibt, bis die Zeit gekommen ist - sich die Natur wieder als Lebensraum anbietet und der Mensch den Artenschutz global ernst nimmt . Was sind schon ein paar Jahrzehnte, wenn man bedenkt, dass die Schildkröten Eiszeit und Dinosaurier überlebt haben. Unsere Erfolge mögen klein erscheinen, sind jedoch ganz groß.” 

Coura zhoui

Und tatsächlich sind seit 2002 über 800 Jungtiere geschlüpft und die ‘Cuora zhoui’, eine Art der Scharnierschildkröten, konnte vor dem Aussterben bewahrt werden. In Münster gelang eine Welterstnachzucht und eine nachhaltig erfolgreiche Zucht der Art, so dass von 150 bekannten Exemplaren allein 70 % der Tiere im IZS geschlüpft sind. Inzwischen gelang sogar die Nachzucht der zweiten Generation im Zoo geborener Tiere. “Das ist ein schöner Erfolg” so Wagner. “Wir müssen den Bestand stabilisieren und wenn möglich vergrößern, bis die Umstände in der Welt eine Auswilderung wieder möglich macht. Und natürlich stehen wir nicht allein da. Wir stehen im engen Kontakt und Austausch mit anderen Zuchtstationen, Zoos, Institutionen und vor allem privaten Züchtern.”


Die Saat der Idee von Elmar Meier ist aufgegangen und trägt sichtbare Früchte. Und an Engagement und Begeisterung für die Welt der Schildkröten fehlt es Herrn Dr. Wagner und auch Herrn Langner ebenfalls nicht. 


Rund um das Thema Artenschutz gibt es noch viel mehr zu erfahren. 

Zum Beispiel, dass sich der Münsteraner Zoo beim Artenschutz auf die Tiere konzentriert, die eine nicht so große Lobby haben, wie zum Beispiel der Elefant oder der Menschenaffe. 

Dass der Zoo - auch im Sinne des Artenschutzes bereits in 2020 die Klimaziele 2030 von Bund und Ländern erreicht zu haben.

….. Fortsetzung folgt



Wer mehr über das Artenschutzprogramm des Allwetter-Zoos erfahren möchte folgt einfach dem Link: https://www.allwetterzoo.de/de/artenschutz/

Fotos: Christiane Gasche; Allwetterzoo Muenster