Zum Inhalt springen
OZD.news - News und Nachrichten zum Nachschlagen

Mit niederländischer Industrie kooperieren

IHK-Industrieausschuss sieht Field Labs als Vorbild

Münsterland/Emscher-Lippe-Region. - Der Industrieausschuss der IHK Nord Westfalen strebt eine enge Zusammenarbeit mit den Smart Field Labs der Niederlande an. „Unternehmen aus beiden Ländern können durch eine Kooperation voneinander lernen, wie wir die Industrie beiderseits der Grenze zukunfts- und wettbewerbsfähig aufstellen“, sagte Lars Baumgürtel im Anschluss an die Sitzung des Industrieausschusses, in dem über 40 Unternehmen aus dem Münsterland und aus der Emscher-Lippe-Region engagiert sind. Für Baumgürtel, der Ausschussvorsitzender und IHK-Vizepräsident ist, hat das niederländische Modell der mittlerweile 45 Field Labs Vorbildcharakter. Und: „Die direkte Nachbarschaft zu den Niederlanden ist dabei ein großer Vorteil, den wir besser nutzen müssen“. Es gebe viele Anknüpfungspunkte für die mittelständische Industrie. Das Spektrum reiche von der Schweißtechnik über Robotik und IT-Sicherheit bis zur gemeinsamen Nutzung von Daten. 

Peter van Harten, Smart Industry Ambassador der Niederlande, hatte zuvor über die Smart Field Labs berichtet. Er beschrieb sie als „industrielle Umgebungen, wo intelligente Industrielösungen entwickelt, getestet und implementiert werden, und wo Menschen lernen können, sie anzuwenden“. Inzwischen arbeiten über 1.200 Unternehmen in den Field Labs zusammen. Die dahinterstehenden Produktionsnetzwerke wurden von Unternehmen selbst organisiert, „also bottom up“, wie van Harten betonte. Gerade das Miteinander der Unternehmen mache die Industrie erfolgreich. „In den Niederlanden wird damit ein anderer Weg eingeschlagen als in Deutschland“, betonte Baumgürtel. Vergleichbare Kompetenzzentren seien hier bisher vor allem von der Politik oder Verwaltung „top down“ eingesetzt worden. 

Weiteres Thema im Ausschuss war das Projekt „GET H2 Nukleus“. Ziel des Projekts ist es, eine erste öffentlich zugängliche Wasserstoffinfrastruktur in Deutschland zu schaffen. Das geplante Projekt umfasst als ersten Schritt ein 130 Kilometer langes Leitungsnetz zwischen Lingen (Ems) und Gelsenkirchen, das die Erzeugung grünen Wasserstoffs in Lingen mit Raffinerien in Gelsenkirchen und Lingen sowie dem Chemiepark in Marl verbindet. Es soll ein erster Schritt für ein Versorgungsnetz für ganz Deutschland werden, dessen Vorschlag durch den FNB Gas e.V. entwickelt wurde. Dieses umfasst insgesamt 5.900 Kilometer, wozu überwiegend bereits existierende Gastransportleitungen genutzt werden sollen, betonte Frank Heunemann, Geschäftsführer der Nowega GmbH aus Münster. Neben dem hierzulande erzeugten grünen Wasserstoff sollen durch die Rohre auch große Mengen von importiertem Wasserstoff in die Verbrauchszentren geleitet werden. 

Heunemann erläuterte, dass sich die geografische Ausrichtung des Netzes zunächst an großen Wasserstoffverbrauchern orientiert. Das sind beispielsweise Raffinerien oder Chemieparks. Dort können in vielen Prozessen CO2-Emissionen nur über grünen Wasserstoff und nicht direkt über erneuerbaren Strom reduziert werden. Diese Industrien werden über das Netz mit Erzeugungsanlagen, Importpunkten sowie Speicheranlagen verbunden. Sukzessive können von diesem Netz ausgehend dann auch deutlich mehr industrielle Abnehmer versorgt werden, wie auch der Mobilitäts- und Wärmemarkt.

Das Nukleus-Projekt ist aus der Initiative GET H2 entstanden. Unternehmen, Institutionen, Verbände und Verwaltungen arbeiten hier gemeinsam für den Aufbau einer deutschlandweiten Wasserstoffinfrastruktur und die Umsetzung der dafür notwendigen regulatorischen Änderungen. Die IHK Nord Westfalen gehört zu den assoziierten Partnern der Initiative.

Field Labs und GET H2 Nukleus sind Projekte, die Baumgürtel in die Industriestrategie der IHK integrieren möchte. Während Field Labs als ein Element im Handlungsfeld „Digitalisierung und Innovationen“ verortet werden können, ist die H2-Infrastruktur Teil des Handlungsfeldes „Nachhaltigkeit, Umwelt und Energie“. Baumgürtel betont: „Das Projekt GET H2-Nukleus ist bei der angestrebten Entwicklung Nord-Westfalens zu einer führenden H2-Anwenderregion eine notwendige Grundlage.“

Foto: Lars Baumgürtel, Vorsitzender im IHK-Industrieausschuss und Vizepräsident der IHK Nord Westfalen. Grundmann/IHK Nord Westfalen.

Industrie- und Handelskammer Nord Westfalen (IHK) vom 29.03.2021